"Naturtexte"
Ökokritizistische und ökolinguistische Zugänge zur sprachlichen und literarischen Vergegenwärtigung von ‚Natur‘
Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik (ÖGG)
28.-29. November 2024, Universität Graz
Ökokritizistische und ökolinguistische Zugänge zur sprachlichen und literarischen Vergegenwärtigung von ‚Natur‘
Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik (ÖGG)
28.-29. November 2024, Universität Graz
Erfährt das Reden über ‚Natur‘ gerade angesichts ihrer aktuellen Zerstörung eine nie dagewesene Konjunktur, so ist umgekehrt die Rede von ‚der Natur‘ in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend prekär geworden. Dabei lässt nicht erst die Erkenntnis, dass sich das Handeln des als geophysiologische Größe gefassten Anthropos direkt und nachhaltig auf die Verfasstheit des Planeten auswirkt, die Natur-Kultur-Grenze ins Wanken geraten. Bereits in den 1960er Jahren entlarven diskursanalytische Theorien diese Grenze als spracherzeugte Konstruktion, die die ‚humanistische‘ Überzeugung vom menschlichen Subjekt als Ursprung aller Erkenntnis und Wahrheit stütze (Foucault). Seit den 1990er Jahren postuliert die konstruktivistische Wissenschafts- und Technikforschung die Entgrenzung des Sozialen. Im Netzwerk, in dem neben Menschen auch Dinge, Pflanzen und Tiere wirkmächtig sind, firmiert das Soziale nicht mehr als abgegrenzte Einheit, sondern als „Verknüpfungstyp“ (Latour). Posthumanistischen Denker*innen zufolge erweist sich die Lebenswelt als n-dimensionaler Nischenraum, in dem alle Akteur*innen prinzipiell verflochten sind (Haraway).
Sprache und Literatur vergegenwärtigen seit jeher ‚Natur‘, Naturgeschichte, Naturerfahrungen. Sie reflektieren dabei nicht nur die (historisch varianten) gesellschaftlichen Naturverhältnisse, sie sind auch die Orte, an denen Konzepte von ‚Natur‘ entworfen und Naturverhältnisse ausgehandelt werden. Ob ‚Natur‘ als ‚unberührte Natur‘ skizziert oder mit Bildern der ‚Wildheit‘ verknüpft wird; ob die ‚Einheit‘ mit der ‚Natur‘ als Gegenentwurf zu den Begleiterscheinungen der Zivilisierung beschworen wird; oder ob die detailgenaue Betrachtung von ‚Natur‘ als Remedium gegen ihren Verlust eingesetzt wird, die Auseinandersetzung mit ‚Natur‘ weist nicht nur ethische Implikationen auf, sie ist immer auch ein ästhetisches Projekt. Sie erfordert eine gesteigerte Wahrnehmung und setzt Sprache als Mittel der Aufmerksamkeitslenkung ein, dem neben der wiedergebenden vor allem eine „wahrnehmungsformende Funktion“ (Goldstein) zukommt. An das Reden über ‚Natur‘ knüpfen sich immer auch Fragen der Darstellbarkeit und Sagbarkeit von ‚Natur‘. Das Reden und Schreiben über ‚Natur‘ ist mithin ein sprachreflexives und sprachbildendes und nicht zuletzt ein sprachpolitisches Projekt (Kanz).
Den sprachlichen und literarischen Vergegenwärtigungen von ‚Natur‘ in unterschiedlichen historisch-kulturellen Kontexten (vom Mittelalter bis zur Gegenwart) nähert sich die Tagung aus literaturwissenschaftlicher und sprachwissenschaftlicher Sicht.
Sprache und Literatur vergegenwärtigen seit jeher ‚Natur‘, Naturgeschichte, Naturerfahrungen. Sie reflektieren dabei nicht nur die (historisch varianten) gesellschaftlichen Naturverhältnisse, sie sind auch die Orte, an denen Konzepte von ‚Natur‘ entworfen und Naturverhältnisse ausgehandelt werden. Ob ‚Natur‘ als ‚unberührte Natur‘ skizziert oder mit Bildern der ‚Wildheit‘ verknüpft wird; ob die ‚Einheit‘ mit der ‚Natur‘ als Gegenentwurf zu den Begleiterscheinungen der Zivilisierung beschworen wird; oder ob die detailgenaue Betrachtung von ‚Natur‘ als Remedium gegen ihren Verlust eingesetzt wird, die Auseinandersetzung mit ‚Natur‘ weist nicht nur ethische Implikationen auf, sie ist immer auch ein ästhetisches Projekt. Sie erfordert eine gesteigerte Wahrnehmung und setzt Sprache als Mittel der Aufmerksamkeitslenkung ein, dem neben der wiedergebenden vor allem eine „wahrnehmungsformende Funktion“ (Goldstein) zukommt. An das Reden über ‚Natur‘ knüpfen sich immer auch Fragen der Darstellbarkeit und Sagbarkeit von ‚Natur‘. Das Reden und Schreiben über ‚Natur‘ ist mithin ein sprachreflexives und sprachbildendes und nicht zuletzt ein sprachpolitisches Projekt (Kanz).
Den sprachlichen und literarischen Vergegenwärtigungen von ‚Natur‘ in unterschiedlichen historisch-kulturellen Kontexten (vom Mittelalter bis zur Gegenwart) nähert sich die Tagung aus literaturwissenschaftlicher und sprachwissenschaftlicher Sicht.
Tagungsprogramm
Donnerstag, 28. 11. 2024
14:00 – 14:15
Begrüßung und Eröffnung
14:15 – 15:00
Christine Kanz (Linz/Ghent)
Nature Writing und das deutschsprachige Naturschreiben der Gegenwart – Perspektiven, Kontroversen, Neuentwürfe
15:00 – 15:45
Nicole Streitler-Kastberger (Graz)
„Hier ist es schön“ – Natur bei Musil und Horváth
Kaffeepause
16:15 – 17:00
Georg Weidacher (Graz)
Der Klimawandel: natürlich, anthropogen oder Resultat einer Verschwörung? Topoi des narrativen und argumentativen Framings im Klimawandeldiskurs
17:00 – 18:30
Mitgliederversammlung 2024 der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik (ÖGG)
18:30
Verleihung der Wendelin Schmidt-Dengler-Preise 2024
Im Anschluss Buffet
Freitag, 29. 11. 2024
09:00 – 09:45
Nora Grundtner (Heidelberg):
Natur(katastrophen)texte. Inschriften zu Naturereignissen aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit
09:45 – 10:30
Caitríona Ní Dhúill (Salzburg):
Stoffwechseltexte: Zu den energetischen Grundlagen literarischen Sprechens
Kaffeepause
11:00 – 11:45
Stefan Alker-Windbichler (Graz):
Antagonistische Natur revisited. Zur Rolle der Natur in Anti-Heimatromanen der Gegenwart
11:45 – 12:30
Andreas Hudelist (Graz)
Die Natur als Protagonistin in Yulia Marfutovas ‚Der Himmel vor hundert Jahren‘
Mittagspause
13:30 – 14:15
Sebastian Meißl (Graz)
Der „ethnografiktive“ Essay als anthropozänes Textgenre am Beispiel von Nikolaj Schulz’ Schrift ‚Landkrank‘
14:15 – 15:00
Hildegard Kernmayer (Graz)
Zusammenfassung und Abschlussdiskussion
Donnerstag, 28. 11. 2024
14:00 – 14:15
Begrüßung und Eröffnung
14:15 – 15:00
Christine Kanz (Linz/Ghent)
Nature Writing und das deutschsprachige Naturschreiben der Gegenwart – Perspektiven, Kontroversen, Neuentwürfe
15:00 – 15:45
Nicole Streitler-Kastberger (Graz)
„Hier ist es schön“ – Natur bei Musil und Horváth
Kaffeepause
16:15 – 17:00
Georg Weidacher (Graz)
Der Klimawandel: natürlich, anthropogen oder Resultat einer Verschwörung? Topoi des narrativen und argumentativen Framings im Klimawandeldiskurs
17:00 – 18:30
Mitgliederversammlung 2024 der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik (ÖGG)
18:30
Verleihung der Wendelin Schmidt-Dengler-Preise 2024
Im Anschluss Buffet
Freitag, 29. 11. 2024
09:00 – 09:45
Nora Grundtner (Heidelberg):
Natur(katastrophen)texte. Inschriften zu Naturereignissen aus dem Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit
09:45 – 10:30
Caitríona Ní Dhúill (Salzburg):
Stoffwechseltexte: Zu den energetischen Grundlagen literarischen Sprechens
Kaffeepause
11:00 – 11:45
Stefan Alker-Windbichler (Graz):
Antagonistische Natur revisited. Zur Rolle der Natur in Anti-Heimatromanen der Gegenwart
11:45 – 12:30
Andreas Hudelist (Graz)
Die Natur als Protagonistin in Yulia Marfutovas ‚Der Himmel vor hundert Jahren‘
Mittagspause
13:30 – 14:15
Sebastian Meißl (Graz)
Der „ethnografiktive“ Essay als anthropozänes Textgenre am Beispiel von Nikolaj Schulz’ Schrift ‚Landkrank‘
14:15 – 15:00
Hildegard Kernmayer (Graz)
Zusammenfassung und Abschlussdiskussion